Mittwoch, 5. November 2008

Neulich in Amerika

Vor gut und gerne zweieinhalb Jahren bin ich nach Köln gezogen.
Ich komme aus Duisburg und somit war ich extrem schnell von dieser Stadt angetan.
Im Prinzip könnte man sagen, dass sie genau wie meine Heimatstadt ist, allerdings wesentlich cooler.
Das mag das Herz des duisburger Lokalpatrioten vielleicht schmerzen, aber es ist leider war.
Nie war ich ein Freund dieser Stadt.
Der Menschen, ja.
Der geographischen Region, auf jeden Fall.
Aber die Stadt, also quasi die City wie der Engländer sagt, hat diese Bezeichnung kaum verdient, wohl eher eine Town.
Und ich war der Smalltown Boy.
Nicht in meiner sexuellen Ausrichtung, aber doch in meiner Einsamkeit.

Jedenfalls kann ich mich noch gut daran erinnern, dass ich mit 14 Jahren an einem Samstag gegen 14:20 Uhr in der City stand, mich umschaute, die geschlossenen Geschäfte betrachtete, und mir dachte:
Hier geht gar nichts!

Meine Vorstellung von einer coolen Stadt war geprägt durch amerikanischen Teenagerfilme.
In Duisburg gab es aber keine Strassen, die von Palmen eingesäumt waren.
Frauen in Bikinis machten sich leider auch tendenziell eher rar und eine große amerikanische Mall, in der alles blinkt und überall Menschen sind, gab es auch nicht.
Jahre später wurde nach genau dem Vorbild einer amerikanischen Mall in Oberhausen das Centro eröffnet.

Ich habe es gehasst und hasse es noch heute.
Alles blinkt und überall sind Menschen.
Jedesmal wenn ich im Centro bin kann ich spüren, wie uralte Überlebensinstinkte in mir aufkochen.
Ich habe das Bedürfnis alle Menschen, die mir im Weg stehen, brutalst zur Seite zu stoßen, oder zumindest ihnen zu verbieten zu rauchen, langsam zu gehen, abrubt stehen zu bleiben oder einfach nur so viele zu sein.
In den Klamottenläden gibt es DJs.
Das sind natürlich junge Hanswürste, die sich ihre Haare in möglichst asymetrischer Form schneiden und färben lassen.
Gerne mit einem Streifen, der sich quer durch das Haupthaar zieht.
Streifenhörnchen.
Die Musik ist selbstverständlich immer viel zu laut.
Einmal wollte ich im Centro unter anderem eine Arbeitshose und ein Vorhängeschloss kaufen.
Das Gute an diesen Malls ist ja dann doch, dass es eine Infoecke gibt, an der eine halbwegs freundliche Dame sagt, was man wo bekommt, wo die Toiletten liegen, oder wo ich mir die Haare so wie dieser hübsche Hanswurst aus dem TrueStylerFashionWear Shop schneiden lassen kann.
Das Schlechte an diesen Malls ist ja dann doch, dass man auf die Frage, wo man denn eine Arbeitshose und ein Vorhängeschloss kaufen könne, die Antwort: "Sowas gibt es hier nicht" bekommt.

Hätte ich das mit 14 Jahren damals in Duisburg in der Fußgängerzone gewußt, wäre ich vielleicht etwas milder in meinem Urteil über meine Heimatstadt gewesen.

1 Kommentar:

tanjerine hat gesagt…

Verstehe ich nur zu gut. Meine Vorstellungen von Liebe wurden auch nur Disney geprägt. In Wahrheit ist alles ganz anders...